Alter als Hürde für Führungskräfte
- KHA
- 23. Nov.
- 2 Min. Lesezeit
Die klassische Annahme, Führungspersonal würde zwingend langjährige Berufserfahrung benötigen, erweist sich als unrichtig. Ein höheres Alter der Bewerberinnen und Bewerber stellt im Bewerbungsprozess eher eine Hürde dar.

Der Arbeitsmarkt steht unter Druck: Fachkräftemangel, demografischer Wandel und veränderte Erwartungshaltungen von Jobsuchenden zwingen Unternehmen, ihre Recruitingstrategien neu zu denken. Die aktuelle Studie „Best Recruiters“, die über 500 heimische Arbeitgeber in die Studie einbezog, zeigt deutliche Verschiebungen und Lücken auf.
Mystery-Test
Die Studienmacher verschickten jeweils 2 inhaltlich identische Bewerbungen für dieselben Führungspositionen an zahlreiche Unternehmen; einziges Unterscheidungsmerkmal war das Alter und damit die ausgewiesene Berufserfahrung. Entgegen der Erwartung, dass älteren, erfahreneren Bewerbenden häufiger Vorstellungsgespräche angeboten würden, ergab die Auswertung keinen signifikanten Unterschied in der Rücklaufquote. Das deutet darauf hin, dass Erfahrung allein heute seltener ein ausschlaggebende Kriterium für eine Postenbesetzung ist.
Erfahrene Kräfte übersehen
Trotz des demografischen Wandels finden sich auf Karriereportalen nur selten explizite Hinweise für ältere Bewerber: Lediglich rund 18 Prozent der untersuchten Arbeitgeber nennen erfahrene Fachkräfte explizit auf ihrer Karriereseite. Konkrete Maßnahmen für Personen über 50 Jahre sind sogar nur bei ca. 3 Prozent zu finden. Studienleiter Christian Pasteka betont, dass die Generation 50+ zwar viel Erfahrung und Loyalität biete, von vielen Unternehmen aber übersehen werde.
Testimonials & Videos
Die Studie dokumentiert zugleich, wie stark Unternehmen inzwischen auf visuelle und persönliche Formate setzen: Etwa 62 Prozent nutzen Mitarbeiter-Testimonials, 71 Prozent veröffentlichen Videos und knapp jede fünfte Stellenanzeige enthält mittlerweile ein eingebettetes Video, um Arbeitsumfeld und Kultur erlebbar zu machen. Solche Formate können Bewerbende emotional abholen und ein realistischeres Bild des Alltags vermitteln, sagen Expertinnen und Experten aus dem Studienbeirat.
KI-Einsatz
Trotz der medialen Aufrüstung bleiben persönliche Informationen oft spärlich: Nur 45 Prozent der Karriereseiten nennen eine konkrete Ansprechperson. Und beim Thema Künstliche Intelligenz herrscht Zurückhaltung: Drei Viertel der befragten Firmen wollten nicht offenlegen, ob sie KI im Bewerbungsprozess einsetzen. Dort, wo KI verwendet wird, dient sie vor allem dazu, Stellenanzeigen zu formulieren. Die automatisierte Auswahl von Kandidaten bleibt selten. Datenschutzregelungen wirken hier oft als zusätzlicher Hemmschuh.
Gehaltstransparenz: mau
Österreich gilt innerhalb der EU als Vorreiter in Bezug auf Gehaltstransparenz, weil das Nennen von Gehaltsspannen in Ausschreibungen gesetzlich vorgeschrieben ist. Dennoch bleiben weiterführende Angaben knapp: Nur rund 5 Prozent der untersuchten Unternehmen veröffentlichen Informationen zum Gender-Pay-Gap. Studienbeirat und Arbeitsmarktexperten sehen in transparenteren Gehaltsangaben ein wichtiges Instrument, um Vertrauen zu schaffen und Chancengleichheit zu demonstrieren.



